Geschichte

Die wunderschöne verträumte Görnische Gasse liegt in der sogenannten Görnischen Vorstadt und ging aus dem slawischen Ort Kirnitz (auch Görnitz) hervor und gilt heute als Teil der Triebischvorstadt. Erstmals wurde der Ort „Kirnitz“ 1287 erwähnt und lag unmittelbar südwestlich der Meißner Altstadt am linken Triebischufer, unterhalb der Stadtmauer. Von diesem Ort führte ein Weg, der mit der planmäßigen Stadtgründung angelegt wurde, durch das „Kirniczsch thor“ – einem Aufenthaltsort für Wachmannschaften, welcher 1357 erbaut, aber 1837 leider abgerissen wurde. Dieser Weg hieß zunächst „Kyrnischgasse“, erst 1597 setzte sich die heutige Schreibweise „Görnische Gasse“ durch. In dieser etwas abseits der Verkehrsströme liegenden Gasse stehen baugeschichtliche bemerkenswerte Häuser aus der Zeit der Renaissance, welche die Zeit überlebten. Auch weil sie vom letzten verheerenden Stadtbrand 1637 nahezu verschont geblieben und somit erhalten wurden.
 
Ansicht Görnische Gasse 2 + 3, 2016 © Brumm-Bau GmbH
Ansicht Görnische Gasse 2 + 3, 2016 © Brumm-Bau GmbH

Haus 2 und 3

Die um 1560/70 gebauten Renaissancehäuser gehören zum ältesten Teil der Stadt Meißen, dessen anfänglicher Bau bis auf das Jahr 1200 zurückgeht. Nun geht die Sanierung dieser denkmalgeschützten Häuser mit großen Schritten voran, auch Dank eines in Meißen ansässigen Ingenieurbüros für bautechnische Gesamtplanung, Antje und Andreas Hainz. Ehepaar Hainz begleitet schon jahrelang die Bauvorhaben der Brumm Bau GmbH in dieser schönen Gasse und tragen somit ihren Teil maßgeblich dazu bei, dass die Sanierung zügig vorangeht und die Häuser ihren alten Glanz zurückbekommen.

Mit Begeisterung für die Sanierung alter Bausubstanz

 „Durch die Sanierung der Häuser 2 und 3 am Eingang der Gasse wird die Straße entscheidend aufgewertet, wovon auch der angrenzende Hundewinkelplatz profitiert und sich die Verweildauer somit etwas verlängert.“, erzählt Antje Hainz stolz. „Wir versuchen so viel wie möglich von der historischen Bausubstanz, die zum Teil aus dem 16. Jahrhundert stammt, zu erhalten und in unsere Planungen die barocke Gliederung des einen und die Details aus der Renaissance an der Fensterfront des anderen mit einzubeziehen und wieder herzustellen.” „Sieben Wohnungen sind entstanden mit großen Fenstern und modern geschnittenen Zimmern. Ein Aufzug, der die Barrierefreiheit zu den Wohnungen garantiert. Große Balkone, freigelegte Balken und auch Teile des historischen Ziegelmauerwerkes wurden eingearbeitet.“, berichtet Antje Hainz weiter. Wer die Häuser aus einem früheren Zeitpunkt kennt, hätte nie daran geglaubt, was einmal daraus werden kann.
 
 
 
Zustand Fornieles Galerie&Atelier im Jahr 2016 © Brumm-Bau GmbH
Zustand Fornieles Galerie&Atelier im Jahr 2016 © Brumm-Bau GmbH
Immer wieder wurde die Gasse im Laufe der Zeit in Mitleidenschaft gezogen. Stadtbrände, Hochwasser und auch der Zustand der Häuser nach dem Schwedeneinfall 1637, welcher große Teile der Stadt beschädigte und zerstörte. Eine Aufzeichnung von 1637 benennt auch die Eigentümer der zum Teil zerstörten, aber bewohnbaren Häuser: Görnische Gasse 2 (Nr. 277) Paull Mücze und Görnische Gasse 3 (Nr. 278) Elias Schneider. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde immer wieder umgebaut und die Besitzer wechselten. In der kommenden Folge unserer Reihe „Erwacht – Die Geister der Görnischen Gasse“ schauen wir uns die Geschichte und die Sanierung des Hauses Nummer 35 etwas näher an. 
Das alte Handwerkerhaus aus dem 15 Jahrhundert beherbergt die bislang älteste datierte mittelalterliche Holzbalkendecke der Meißner Bürgerstadt. Die Decke im ersten Obergeschoß wurde 1435 eingebaut, die im Erdgeschoß 1464. Wir wandeln auf den Pfaden der Vergangenheit. In dieser Gasse lebt das Mittelalter und man kann gut erkennen, wie sich die Stadt baulich gestaltete. Bis ins 19. Jahrhundert war dieses schöne Handwerkerhaus ein giebelständiger vierachsiger Zweigeschosser. Bei dem Gebäude sind mehrere Bauetappen nachweisbar, so dass eine stilreine Zuordnung nicht möglich ist. Fakt ist, das der durch den Schwedeneinfall ausgehende große Stadtbrand vom 6.6.1637, dieses Haus komplett verschonte. Durch den Erhalt der Häuser Görnischen Gasse 34 und 35, wurde auch eine weitere Besonderheit bewahrt. Den sogenannten Ehgraben. 

Kunsthistoriker und Architekt Cornelius Gurlitt

Anfang des 20. Jahrhunderts fertigte der Kunsthistoriker und Architekt Cornelius Gurlitt (geb. 01.01.1850 bei Wurzen, gest. 25.03.1938 in Dresden), ein Mitbegründer der kunsthistorischen Barockforschung und Begründer der sächsischen Denkmalpflege, eine der umfangreichsten Beschreibung der „Inventarisierung der Kunstdenkmäler des Königreiches Sachsen“ in 41 Bänden an. Das sind die Bibeln für jeden Architekten, die Gurlitt auch die Gründung des 1903 gegründeten „Bund Deutscher Architekten (BDA) verdanken. Cornelius Gurlitt arbeitete interdisziplinär auf den Gebieten Architektur, Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Städtebau. Wesentlich trug er zur Aufwertung des Barock als beachtenswerte kunsthistorische Epoche bei und sicherte damit die Erhaltung historischer Bausubstanz nicht nur in Dresden. Seine Arbeiten beziehen sich über den deutschsprachigen Raum. Auszug Gurlitt „Amtshauptmannschaft Meißen – Beschreibung Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreiches Sachsen“ (1923): Görnische Gasse 2 (277): Wohnhaus mit sechs Fenstern Front und zwei Obergeschossen, deren oberes wohl um 1800 entstand. Die Gewändeprofile des anderen weisen auf die Zeit um 1560-70. Ebenso das Rundbogentor mit Steinsitzen, schlichtem Profil mit einem großen Karnies (Karnies: ein Schmuckelement der Architektur. Es wird auch als Glockenleiste bezeichnet) als Hauptglied. Nur der Schlußstein widerspricht der Zeitbestimmung. Es trägt die Jahreszahl 1673, darunter Blattwerk in das nachträglich eingemeißelt ist: 1787. Gurlitt hält den Schlußstein für eine nachträgliche Einfügung, die zur Verbreiterung des Tores führte. Görnische Gasse 3 (278): Schlichtes Wohnhaus mit sechs Fenster Front und zwei Obergeschossen. Auf dem Schlußstein bez.: G.H./G./1842 Von 1927 ist eine „Zeichnung zu baulichen Veränderungen im Grundstück des Herren L. Fischer Meißen, Görnische Gasse 2“ überliefert.
 
Portalausbau-Bauakte StA Meissen (2) © Architekturbüro Hainz
Görnische Gasse Nr. 2, Portal © Architekturbüro Hainz

2014 – 2016 Instandsetzung und Modernisierung durch die Brumm-Bau GmbH Meißen - Der erste Geist erwacht

Seit 2014 erfolgte die Sicherung, anschließende Instandsetzung und Modernisierung der Gebäude. Neben der Wahrung kulturhistorischer Werte und Aufwertung der räumlichen Qualitäten waren zeitgemäßer Nutzungskomfort für die entstehenden großzügigen Wohnungen und Geschäftsräume Prinzip der baulichen Entwicklung.

Görnische Gasse 2, Neues Portal 2019 © Foto: Brumm-Bau GmbH

Texte: H. Dassler und A. Schramm ©

source: sächsische Zeitung

2022 Fornieles Galerie&Atelier

Seit dem 03.12.2022 ist Fornieles Galerie&Atelier im Erdgeschoss des Haus 2 eingerichtet. Das Schaufenster des Hauses Nr. 3 gehört auch zum Projekt des spanischen Künstlers Emilio Fornieles. Im Haus 2 arbeitet der Künstler und veranstaltet Einzelausstellungen seiner Kunstwerke.Außerdem organisiert er Veranstaltungen in Verbindung mit Kunst, wie z.B. Art&Wine, Vorträge, Präsentationen, Führungen oder Meet the Artist. Das Schaufenster des 3. Hauses stellt die Information der laufenden Ausstellungen dar. An jeder o. g. Veranstaltung können Sie durch diese Website teilnehmen. Genießen Sie die verschiedenen Angebote – nicht nur für die Augen – auch für den Gaumen in einer besonderen Synergie von Kunst und Geschichte mit einem Glas spanischen Rotwein.